Ohne Land und ohne Glauben

1
Ich bin geworden
was immer ich schon war.
Ohne Land und ohne Glauben
mich lösend in der Stimmung
eines nebelfinsteren Nachmittags
mich verwandelnd
bei sonnenrotem Untergehen
in abendfinsteres Aufkommen.

2
Ich bin ein sattlachendes Kind.
Trinken tue ich
roten Sonnenwein.
Ersattet hat mich
Nebeltraum.

Mein auge projektiert mich
Blütenrausch
auf blauen Himmelgrund.
Ich trinke mich
auf blauen Grund
rosenrote Rosarosen
ertrinke mich.

Später wandele ich
an Rosenblüten entlang
mit einem Hut auf
der wie strahlend
mein Gesicht umkranzt
und noch dazu ein blonder Bart.

Ich singe,
schnell erhebt sich
meine Stimme
mit dem Aufstieg
rascher Flügelklänge.

Ein Kind
des wirren Singens.

Onno Mein (1973)


1973  /  Pœzie  /  Teksten